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Es kommt wie's kommt - Kabarett mit Martin Frank

Nachlese

Auftritte bei Kabarett in Franken, Schleichfernsehen und schließlich am Dienstag vor ausverkauftem Haus bei der 24. Bergrheinfelder Kulturwoche: „Es kommt wie's kommt“ – Kabarett mit dem niederbayerischen Komiker Martin Frank. Der 25-jährige Shootingstar der bayerischen Kabarettszene präsentierte vor 220 begeisterten Besuchern sein aktuelles Soloprogramm.

Selbstbewusst geht er zu Beginn von der Bühne, läuft durchs Publikum, schüttelt einzelne Hände. Schon sein „Warming up“ lässt bereits erahnen, was an diesem Abend auf die Besucher zukommt. Der Kabarettist stellt Lebensplanungen vor, zum Beispiel erst Pfarrer, dann Bischof – dann Vater. Seine Pläne hatten anders ausgesehen. Er wollte Opernsänger werden und aufs Mozarteum in Salzburg. Doch die Aufnahmeprüfung, zu der ihn seine Oma begleitet hatte, ging in die Hose. Stimmgewaltig erklärte er auch warum: Bei Carmens Stierkampfarie hatte er den Text vergessen und niederbayerische Wörter mit eingefügt. So kam es zu seinem Plan B - sein jetziges Leben als Kabarettist.

Martin Frank erzählt weiter: Mit zehn Jahren wäre er gern Pilot geworden, mit 13 wollte er dann dem Papa nacheifern und Landwirt sein. Dies sei nur daran gescheitert, dass er sein technisches Talent bereits mit der Nabelschnur verloren hatte. Pläne und Träume hatte er  genug. Etwas „Gscheites" sollte es sein. Also ging er zur Gemeindeverwaltung,  "weil die nimmt jeden". Dem schelmischen Blick zu Bürgermeister Uli Werner in der ersten Reihe folgte ein: "Nix gegen Sie, Herr Bürgermeister, aber Sie wissen, von was ich rede."

Bis zum Standesbeamten brachte es Martin Frank in seiner Verwaltungslaufbahn. Dann habe er die Sinnkrise bekommen, alles hingeworfen und ist nach München gezogen. Schauspieler wollte er werden, und zuhause wollten sie ihm diese Idee mit Exorzismus austreiben. Doch er, der "Bauernbua", begann die Schauspielausbildung. Kein einfacher Start für jemanden, dem von klein an eingebläut wurde, immer und zu jedem höflich zu sein.

"Als ich am Morgen um halb 8 am Marienplatz in die U-Bahn einstieg und Grüß Gott miteinander sagte, brach Panik aus", erzählte Frank und erklärte: "Die dachten alle, ich bin der Fahrkartenkontrolleur." Mietpreise und Wohnungen in München sind Themen, über die er sich mit weit aufgerissenen Augen und verkniffenem Mund auslässt. Nach drei Jahren, im Oktober 2017, hat er diese erfolgreich beendet. Und dann? "War ich arbeitslos. Wunderbar“, erzählt er.

Also wieder heim, zum Papa auf den Hof und zur Oma, die immer Rat weiß, kluge Sprüche drauf hat und kein Blatt vor den Mund nimmt, die bodenständig ist - und dem Bub einen ersten Schauspieljob besorgt. Als Nikolaus. "Kann man sich das vorstellen? Nach drei Jahren Schauspielausbildung den Nikolaus zu spielen - das ist, als würde man Friseur lernen und dann Rasen mähen müssen!" Immer wieder bezieht er das Publikum mit ein: „Das ist nicht fernsehen. Ich sehe Sie auch!“

Von seiner Kindheit und Jugend im beschaulichen Hutthurm in Niederbayern erzählt Martin Frank und bringt das Publikum zum Lachen, wenn er von den coolen Typen in den letzten Schulklassenreihen erzählt, während er - je weniger cool, umso weiter vorne - gleich bei der Lehrerin saß. Auch seine Aufklärung gestaltete sich dank Kühen und dem Besamer, der einmal pro Woche auf den Hof kam, als Vorbilder schwierig. Welche Regeln bei der Partnervermittlung am Friedhof zu beachten sind, erfuhr er auch erst durch Zufall.

Scheinbar tieftraurig erzählt und singt er davon, dass er unbegreiflicherweise, zu seiner großen Schande, "keinen Bachelor hat". Ja, er hat nicht studiert. Weil er "zu dumm" war, erst auf Spätwegen das Abitur gemacht hat. Wunderbar selbstironisch nimmt er sich und die Einstellung heutzutage "ohne Bachelor bist du nix, ich rede nicht gern drüber" auf die Schippe: "Es gibt nun mal so Leute wie mich, denen reicht der Bachelor auf RTL." Zumal, auch da hält sich Frank nicht zurück, "da viele Studierte einfach nix können". Wie der Maschinenbaustudent, der nach Abschluss des Studiums zwar einen Rasenmäher zeichnen, aber nicht wieder zusammenbauen kann. „Wenn man als Depp studiert, bleibt man ein Depp!“

Auch die Urlauber auf dem elterlichen Bauernhof bekommen ihr Fett weg. Das geht vom Leichenzug für das verstorbene Huhn bis zur Urlauberin aus Nordrhein-Westfalen, der er die vier Zitzen des Euters erklärt: Vollmilch, H-Milch, Bergbauernmilch und für die vierte bekommen die Kühe abends eine Handvoll Kaffeebohnen – und morgens kommt dann Cappuccino.

Warum der junge Mann so hochgelobt wird, wurde jedem Besucher klar. Herzlich, ehrlich, pragmatisch und unverschnörkelt begeisterte der 27-Jährige mit den Geschichten aus seinem Leben. Er spielt mit Worten, Gesten, Mimik, und nicht zuletzt mit seinen wunderbaren Gesangseinlagen brachte er die Besucher zu ekstasischem Beifall. Ein Rat seines Vaters ermutigte ihn zu seinem Weg: „Geht eine Türe zu, geht woanders eine auf. Wenn nicht, schlage ein Fenster ein.“ Bei Berufswünschen sollte man immer den eigenen Träumen folgen. Das hat Martin Frank gemacht – mit Riesenerfolg. Weiter so!