"Horch amol" - Fränggische Liedla und aweng a Gschmarri....
Ein Duo stand am Dienstagabend auf der Bühne. Diesmal wurde es traditionell fränkisch, so wie es die Kulturwoche seit Jahrzehnten pflegt. David Saam, rastloser Vertreter modern interpretierter fränkischer „Volxmusik“ und Moderator des Bayerischen Rundfunks, unterhielt gemeinsam mit seinem Bruder Florian als „Saam & Saam“ das Bergrheinfelder Publikum mit „fränggischen Liedla & aweng a Gschmarri“ bestens.
Bereits durch den Einstieg mit dem „Hummelsta“ und Gepflogenheiten aus der Fränkischen Schweiz kamen beide Akteure schnell bei den Besucherinnen und Besuchern an. Und dass das mit dem fränkischen Dialekt gar nicht so ganz einfach ist, war ganz schnell klar. Denn nicht nur zwischen Nordseeküste und Allgäu tun sich die Deutschen manchmal schwer, einander zu verstehen, auch innerhalb von Franken ist das möglich. Es gibt ja ostfränkisch, mainfränkisch, mittelfränkisch und manchmal sogar in jedem Ort einen anderen Dialekt.
„Ich bin al lustigs Schäferle“ erzählte von der Partnersuche verschiedener Berufe, vom Schäfer bis zum Discjockey. Bei „Kumm bei der Nacht“ sangen Saam & Saam jede Strophe abwechselnd auf Platt und fränkisch. Das kam sehr gut an. Dann folgte wieder „Gschmarrri“, wie es der Künstler nannte, alles bestens rhythmisiert.
Das Duo zauberte eine gute Stimmung ins Publikum
Beruflich erklärt David Saam beim BR in seiner Rubrik „Fei Fränggisch“ in seiner unnachahmlichen Art ganz allgemeine oder auch mal ganz spezielle Dialektwörter. Im Zehnthof war das urfränkische Wort „fei“ dran, das keiner übersetzen kann. Saam bezeichnete es als „Würzwort“, um Begriffen eine besondere Bedeutung, eine Verstärkung oder Skepsis zuzumessen: „Ich waaß fei net!“
Zum Mitsingen waren das „Bärenfelder Lumpenlied“, „Kumm bei der Nacht“ und „Was wird meine Mutter sagen“. Immer wieder zauberten Saam & Saam eine gute Stimmung ins Publikum. Nicht nur mit ihren Liedern, sondern auch instrumental überzeugten David (Akkordeon, Harmonium, Gesang) und Florian Saam (Kontrabass, Flöte, Gitarre, Banjo).
So gab David Saam auch Kostproben aus dem von ihm gelesenen Hörbuch „Samsdooch Alladoch. Das Sams auf Fränkisch“ (Original: „Das Sams. Eine Woche voller Samstage“): Bruno Taschenbier führt ein geordnetes Kleinstadtleben. Der schüchterne Schirmkonstrukteur wird sowohl von seinem Chef als auch von seiner übellaunigen Vermieterin, Frau Rotkohl, gepiesackt. Doch eines Tages tritt das Sams, ein merkwürdiges kleines Wesen mit Rüsselnase, blauen Wunschpunkten und roten Haaren in sein Leben und verändert es.
Gelacht wurde viel an diesem Abend. Auch als Saam eine der ältesten Kulturhandlungen der Welt vorstellte: das Popeln in der Nase. Vielleicht erkannte mancher sich selbst darin, als er vom „Popelesmo“, der „Rülpserfra“, dem „Müffelmo“ und dem „Schießlesbua“ sang.
Bewahrung von fränkischem Liedgut als Lebensaufgabe
Viele Lieder kennt David Saam schon aus seiner eigenen Kindheit in Heroldsbach. „Bridschäbraad“ zum Beispiel, das, hochdeutsch ausgedrückt, von dreisten Menschen handelt, die ohne Rücksicht auf Verluste durch den Salat im schön gepflegten Garten stapfen. Es ist eine Art Hymne geworden, um Forchheim herum und überall dort, wo Saam und seine Kapelle Boxgalopp regelmäßig auftreten, erzählte er. Getoppt wurde dies noch von den Bremer Stadtmusikanten auf fränggisch.
Fränkisches Liedgut zu bewahren, hat sich David Saam zur Lebensaufgabe gemacht. Er hat es mit ukrainischem Rap gemischt, auch mit finnischen Volksliedern, wie den „Emma-Walzer“, einer Liebesgeschichte, die er – wie sollte es anders sein – auf fränkisch übersetzt hat.
„Am End patsch i no a Seidla“ – mit dem Trinklied gab er den Besucherinnen und Besuchern noch eine Lebensweisheit mit auf den Weg: „Nicht jemanden mit Hass überziehen, sondern zusammen a Seidla patsch´n und diskutieren.“ Dafür gab es einen langen Applaus, unterbrochen von Zugaben.
(Text: Horst Fröhling, Fotos: Georg Kestler)
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