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Eigentlich ghört draufghaut

Mit dem Bühnenprogramm „Eigentlich ghört draufghaut!“ Missstände aufgedeckt

Ein fantastisches Bühnenprogramm erlebten die rund 270 Besucher beim fränkischen Abend im Rahmen der Bergrheinfelder Kulturwoche. Die Gruppe "häisd'n'däisd vomm mee" brachte unter dem Motto „Eigentlich ghört draufghaut!“ eine Riesenstimmung in den Zehnthof.

Stefan Ebert sorgte von Beginn an für Bewegung bei den Besuchern und sorgte für die Grundstimmung „Freude“. Er spielte gleich mit dem Publikum und bereicherte das Programm mit fränkischen Lebensweisheiten, feiner Kunst, Gschichtli, Witzli und Gedichtli.

„Liebe vergeht, W-Lan besteht.“ Das Internet sei heute wohl wichtiger als Sauerstoff, bemerkte er. Dazu kam das passende Lied vom „App Depp“. Wem noch nie aufgefallen ist, dass sich "App" auch auf "Depp" reimt, kann sich diese Textzeilen merken: „Wenn ich dann poste, was ich beim Frühstück toaste, oder den Sex mit Heike der letzten Stunde like..." 

In Zeiten wie diesen, in denen das Lachen oft zu kurz kommt, hatten die sechs schrägen Spaßvögel mit ihrem Bühnenprogramm „Eigentlich ghört draufghaut!“ gleich die Lacher auf ihrer Seite. So sinnierten sie in humoristischer und hintersinniger Weise über einige Missstände: die Hornochsen – das sind die Diktatoren oder Mitläufer, die zu keiner eigenen Entscheidung fähig sind. Beim „Wahlhelfer“ hatten die sechs Musiker mit Anekdoten rund um die Wahl stets die Lacher auf ihrer Seite. Dazu kam der Depp, der nichts konnte, aber stets hoch gelobt wurde und schließlich im Ministerium landete.

Drei Fremdwörter, die heute keine mehr kennt, stellte Stefan Ebert vor: „Danke. Bitte. Entschuldigung.“ Dazu erzählte er Schwänke aus seiner Kindheit, als es noch keine Fahrradhelme und keine Sicherheitsgurte im Auto gab.

Bei ihrem Konzert lieferten Kornel Hetterich, Stefan Ebert, Ralph Theobald, Michael Saffer, Thomas Marquard und Florian Ebert ein wahres Stimmungsfeuerwerk ab: Acapella und instrumental sowie als Virtuosen auf zahlreichen denkbaren und undenkbaren Instrumenten. Mit Tuba, Akkordeon, Klarinetten, Trompete und Tenorhorn lehnten sie sich an die traditionelle fränkische Besetzung an.

Sie spielten ihre Lausbubenmusik auch mit Kontrabass, Gitarre, Querflöte, Cajon, Boomwhackers, Posaune und Basstrompete. Das Publikum wurde immer wieder miteinbezogen. Mit Wortakrobatik und Sprechgesang karikierten sie typisch Fränkisches. Vielfalt, eine Portion Selbstironie und tiefgründige Spitzbübigkeit sind dabei ihr Markenzeichen.

Ein Höhepunkt des Abends war das Lied, das eine Botschaft an die "Oberen" enthielt: „Eigentlich g'hört drauf g'haut, dass ihr endlich aufschaut, dass ihr des versteht, dass es so net geht". Als ranghöchster Politiker im Zehnthof musste Bürgermeister Ulrich Werner auf die Bühne und den Kopf hinhalten. Das Gemeindeoberhaupt bekam mit Boomwhackers – das sind bunte Röhren für das spielende Erarbeiten von Rhythmus und Melodie – symbolisch "eine drauf g'haut", wobei sich Werner tapfer schlug, zumal sein Kopf unter einem gelben Bauhelm gut geschützt war. So war hier musikalisch beispielsweise die Rede von der Flüchtlingspolitik, dem Heizungsgesetz und dem Ukrainekrieg und es listete dem Titel zum Trotz und ganz ohne Schaum vor dem Mund jede Menge Doppelmoral auf.

Das Konzert war kein Aufruf zur Gewalt, wohl aber ein listiges, lustiges und virtuoses Spiel mit Reimen, Mehrdeutigkeiten und musikalischen Stilen von traditionell fränkisch bis Rap, Funk und Pop. „Hilft draufhauen wirklich?“, frage Stefan Ebert am Ende. „Was hilft heute weiter?“ Mit drei Zugaben, Standing Ovations und dem traditionellen „Bauremadla“ zum Schluss endete um 23 Uhr das Konzert.

(Text: Horst Fröhling, Fotos: Georg Kestler)